Fachmediationen Unter Dach und Fach?

Wirtschafts-, Familien-, Erbrechtsmediation & Co.

In der Begründung zum MediationsG wurden die Fachmediationen nicht ganz zutreffend als Mediationsarten bezeichnet. Das Gesetz greift diese Unterscheidung nicht auf – zumindest nicht explizit. Die Integrierte Mediation unterscheidet die Fachmediationen nach Mediations- oder Anwendungsfeldern. Sie will damit zum Ausdruck bringen, dass die Mediation mit all ihren Modellen und Formen grundsätzlich in allen Anwendungsfeldern gleichförmig zur Anwendung kommt.

Zu welchem Mediator gehe ich nur?

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Der Verfahrensgegenstand – Konflikt oder Problem

Der Gesetzgeber misst den Verfahrensgegenstand am juristischen Begriff des Streitgegenstandes. Dabei wird übersehen, dass Konflikt und Streit auseinanderfallen können. Die Integrierte Mediation verlangt von ihren Mediatoren stets eine Konfliktanalyse. Mit der Hilfe von Konfliktlandkarten erkennt der Mediator, welche Konflikte in welchen Dimensionen zwischen welchen Personen zu behandeln sind. Er weiß, dass Streitparteien und Konfliktparteien auseinanderfallen können ebenso wie der Streit zwar Ausdruck des Konfliktes ist, die Problemlösung aber nicht zwingend eine Konfliktlösung nach sich zieht.

Beispiel: In einem arbeitsrechtlichen Streit wird die Kündigung eines langjährigen Mitarbeiters verhandelt. Bei dem Mitarbeiter handelt es sich um den Sohn des Arbeitgebers. Im Vordergrund steht der Beziehungskonflikt zwischen Vater und Sohn. Ist dieser Fall jetzt eine Wirtschaftsmediation oder eine Familienmediation?

Konflikt

Fest steht ...

Der Konflikt kümmert sich nicht um Disziplinen, Fächer und Verfahrensabgrenzungen. Er zeigt sich stets, taucht auf, wo man ihn nicht gebrauchen kann und neigt gleichzeitig dazu, sich zu verstecken.
Konflikt

Die Felder der Mediation

Die Wirtschaftsmediation kennt verschiedenen Anwendungsbereiche:

  • B2C (Verbrauchersteritigkeiten)
  • B2B (Streitigkeiten zwischen Kaufleuten)
  • Innerbetriebliche Mediationen (Streitigkeiten in oder zwischen Abteilungen eines Unternehmens)
  • Gesellschafterstreitigkeiten (Streitigkeiten zwischen den Firmeninhabern)

Die Streitigkeiten lassen sich mit Konfliktdimensionen verknüpfen und führen zur Anwendung unterschiedlicher Mediationsmodelle. Beziehungskonfliktbasierte Streitigkeiten werden am besten mit der transformatioven Mediation abgewickelt)

Die Mediation im Feld Familie betrifft alle Streitigkeiten im familiären Umfeld oder mit familiärem Bezug. Trennung und Scheidung sind die häufigsten Konfliktthemen. Hierher gehören aber auch Streitigkeiten Eltern-Kind, zwischen Eltern, Großeltern, usw. Im Vordergrund steht fast immer ein Beziehungskonflikt. Die transformative Mediation ist das naheliegende Modell.
Gemeint sind Großmediationen mit unbegrenzt vielen Teilnehmern. Es gibt organisatorische Herausforderungen, die oft ein Team an Mediatoren erfordert.
Damit werden Mediation in Erbschaftsfällen oder bei Unternehmensübernahmen angesprochen. Letztere gelten oft als Wirtschaftsmediationen, obwohl die Konflikte starke Beziehungs- und Identitäts (Werte-)konflikte betreffen. Die passende mediation ist wiederum eine transformative Mediation. Wegen der oft hohen Eskalation bietet sich auch eine integrierte Mediation an.
Wird oft als Cross Border Mediation bezeichnet. Zutreffender wäre von der internationalen oder interkulturellen Mediation die Rede.

Das Dilemma des Kunden

Oft wird übersehen, dass sich der Betroffene nicht (nur) für eine Dienstleistung, sondern zuvorderst für ein Verfahren zu entscheiden hat. Mit dieser Entscheidung sind sogar die Fachleute herausgefordert. Woher sollte DER KUNDE wissen, welche Kompetenzen zur Konfliktbeilegung erforderlich sind und wer mit welchem Verfahren dafür einstehen kann, bei seiner Problemlösung behilflich zu sein. Es genügt nicht einmal, sich für die Mediation zu entscheiden, nein, er muss auch noch die unterschiedlichen Verfahren der Mediation und deren Möglichkeiten auseinanderhalten. Das klingt nicht fair. Peter Brandon hatte eine SWOT Analyse angeraten. Wissen Sie was das ist? Der Kunde soll anhand einer Risiken und Chancenabwägung das passende Mediationsmodell und den dazu befähigten Mediator herausfinden – wieder eine Frage, die selbst manchen Profi überfordert. Für die Integrierte Mediation sind diese Fragen zwingender Dienstleistungs- und Ausbildungsinhalt. Darüber hinaus bieten wir den Betroffenen eine Konfliktbegleitung an, damit er bei der Bewältigung seiner Konflikte die notwendige Unterstützung erfährt.

Das notwendige Fachwissen

Es ist heiß diskutiert, ob und wieviel fachliches Spezialwissen der Mediator benötigt, um eine erfolgreiche Mediation durchzuführen. Die Frage lässt sich anhand des Bearbeitungsschwerpunktes und aus dem Wesen der Mediation heraus beantworten. Zunächst ist festzuhalten, dass der Mediator keine Entscheidungen trifft und dass er nur sehr eingeschränkt Vorschläge und Beratungsinhalte einbringen darf. Kurz: Er verarbeitet keine Informationen. Wozu sollte er also ein spezialisiertes Fachwissen haben? Nicht um eine Lösung vorzugeben, allenfalls um die Parteien besser zu verstehen. Ist an dem Verfahren ein Profi und ein Laie beteiligt, kann das Fachwissen zu einem Hindernis werden. Eine andere Gefahr besteht darin, dass zu viel Fachwissen den Blick von der Mediation weg zum Problem lenkt und den Mediator daran hindert, die berühmten naiven Fragen zu stellen. Arbeitet er am Konflikt, ist das Fachwissen meist irrelevant. Ein versierter Mediator wird sowohl die Grenzen wie die Notwendigkeiten erkennen und den Parteien ansagen.

Sternemediator

Auf die Konfliktkompetenz kommt es an

Im Vordergrund steht die Konfliktkompetenz des Mediators (die mediative Kompetenz des Verstehens und der Verstehensvermittlung). Ein in-Mediator findet sich in allen Konfliktdimensionen zurecht.
Sternemediator

in 190 weiss klein  Unter Dach und Fach

Als ein Verfahren der Konfliktbewältigung ist die Mediation „unter Dach und Fach“, wenn der Mediator ALLE Dimensionen der Konflikte erkennen und bearbeiten kann. Die Anforderung verwirklicht sich in dem Konzept des Generalmediators, das die Integrierte Mediation präferiert. Auch wenn er sich auf einzelne Anwendungsfelder spezialisert muss er sich mit der Mediation in allen Anwendungsfeldern auskennen und sich in allen Konfliktdimensionen (Sach-, Beziehungs-, Werte-, Struktur und Systemkonflikte) bewegen können. Darüber hinaus muss er die Mediation zu anderen Verfahren abgrenzen können. Für in-Mediatoren ist dies ein zwingender Ausbildungsinhalt. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Sie als  Mediand haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass Sie den mediator nach seiner Ausbildung befragen können. Erkundigen Sie sich also, wie er mit den unterschiedlichen Konfliktdimensionen umgehen kann und wie er seine Tätigkeit im jeweiligen Mediationsfeld versteht udn wie er es von anderen Mediationsfeldern abzugrenzen vermag.