Konflikte verhalten sich wie Rumpelstilzchen. Sie erscheinen, wenn sie nicht gebraucht werden, immer zur Unzeit, verursachen Angst und Schrecken, verstecken sich und leiten in die Irre. Sie zeigen aber auch, wie man sie wieder los wird.
Manche behaupten, man bräuchte Konflikte, um etwas zu verändern. Wenn das so wäre, wäre die Welt eine Welt des Konfliktes. Das klingt gar nicht gut. Natürlich ist es eine Frage, wie man Konflikt definiert. Vielleicht hilft es, ein präziseres und freundlicheres Bild zu zeichnen, wenn wir den Konflikt mit Metaphern belegen. In ihrem Zusammenspiel ergeben sie ein Bild, mit dem sich der Konflikt und sein Verhalten darstellen lassen. Die Metaphern sind:
- der Stromkreislauf
- der Wasserfleck
- und Rumpelstilzchen.
Metapher Nr. 1: Der Stromkreislauf
Der Konflikt lässt sich mit einem Stromkreislauf vergleichen. Er ist ein Widerspruch, so wie die Pole (Plus und Minuspol) beim Strom ein Widerspruch sind. Ohne ihn fliesst allerdings kein Strom. Zwischen den Polen besteht ein Spannungsverhältnis. Die Ausgewogenheit des Widerspruchs beschreibt das Potenzial. Kommen die Pole aneinander, entsteht ein Kurzschluss. Jetzt haben wir den Konflikt. Im besten Fall fließt kein Strom mehr. im schlimmsten Fall, brennt das Haus ab. Was macht der Elektriker? Er isoliert Pole, so dass sich die Spannung wieder aufbauen kann. Ähnlich verhält es sich mit der Mediation. Der Mediator isoliert und identifiziert die Pole in Phase zwei, so dass die Parteien sich des Widerspruches bewusst werden und wird akzeptiert können. In Phase drei identifiziert er das Potenzial zwischen den Polen, damit der Strom wieder fließen kann.
Metapher Nr. 2: Der Wasserfleck
Konflikte haben einen Eigenleben. Systemisch betrachtet, versuchen sie sich zu erhalten. Aus diesem Grund zeigen sie sich zwar, gleichzeitig verstecken sie sich aber auch. Die sichtbaren Symptome sind nicht immer gleichbedeutend mit dem Konflikt. Um sich diesen Gegensatz bewusst zu machen, sollten das Problem und der Konflikt voneinander unterschieden werden. Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetz zur Förderung der Mediation das Gegenteil erreicht. Er hat überall im Gesetz das Wort Streitbeilegung durch Konfliktbeilegung ersetzt und somit den Konflikt dem Streit gleichgesetzt. psychologisch betrachtet besteht zwischen Streit und Konflikt ein Himmel weiter Unterschied.
Stellen Sie sich vor, aus der Decke tropft Wasser. das ist das Problem. die Ursache ist ein Loch im Dach. das ist der Konflikt. Vergipst und überpinselt man das Loch in der Decke, ist das Problem ( Symptom) beseitigt, die Ursache, das Loch im Dach (Konflikt), ist aber immer noch vorhanden. Der Konflikt ist somit noch nicht gelöst. das Wasser wird einen anderen Weg finden und an anderer Stelle wieder aus der Decke tropfen. Unternimmt man nichts, werden die Tropfen zu einem Rinnsal und später zu einem Wasserfall. der Konflikt wird sich zeigen, macht sich bemerkbar, nicht dort wo seine Ursache ist, sondern dort, wo er in Erscheinung treten kann. Will man den Konflikt beseitigen, muss man einen Weg finden, wie sich die Ursache, das Loch im Dach schließen oder überbrücken lässt, so dass dort kein Wasser mehr einfließen kann.
Metapher Nr. 3: Der Rumpelstilzcheneffekt
Der Konflikt versteckt sich, in dem er seine Erscheinung verschleiert. die Metapher mit dem Wasserflecken mag dies verdeutlichen. So trickreich Konflikte sind, so ehrlich sind sie auch. Denn sie geben genug Anhaltspunkte dafür, wie man sie beseitigen kann. Dieses Phänomen lässt sich am Rumpelstilzchen-Effekt gut beschreiben. Rumpelstilzchen, ein böser Dämon, ist ein Sinnbild für den Konflikt. des erscheint immer wenn es nicht erwünscht ist, es verursacht unangenehme Gefühle, es lässt sich nicht einfach abwimmeln, sagt aber auch, wie man es los wird. Man muss seinen wirklichen Namen aussprechen. Und den muss man erst herausfinden. Der wirkliche Name ist nicht: „Du hast es alles falsch gemacht!“. Der wirkliche Name ist: „Ich trage Mitverantwortung!“. Sobald der Betroffene diesem Namen benennt, kommt es zu einem anderen konflikttypischen Phänomen. Oft und im besten Fall ist der Konflikt in diesem Moment gelöst. Im schlechtesten Fall hat der Betroffene den ersten Schritt in die Lösung getan.
Der Effekt stellt sich nicht (so leicht) her, wenn dem Betroffenen der wirkliche Name des Konfliktes genannt wird. Er wird ihn nicht hören wollen. Im Zweifel weiß er ihn besser. es ist deshalb die Aufgabe des Mediators der Partei bzw. dem Betroffenen die Erkenntnisse zu vermitteln, die sie in die Lage versetzen, den Namen selbst herauszufinden.
(c) Foto: von Anne Anderson (1874-1930) (http://www.artsycraftsy.com/anderson_prints.html) [Public domain], via Wikimedia Commons
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