Heute erhielt ich ein e-Book aus Amerika: „How to Select the Best Mediator“ (Wie wähle ich den besten Mediator aus) von Brandon S. Peters. Es sollte besser heißen: „Wie finde ich den passenden Mediator?“. Was ist der beste Mediator überhaupt? In Deutschland wird der „zertifizierte Mediator“ als ein Qualitätsmerkmal gesehen. De Fakto ist es das nicht.
Für den Kunden ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ein Mediator sein Handwerk versteht, wenn er es als solches anbietet. Ich lasse mir, wenn ich mein Auto in die Werkstatt bringe ja auch nicht erklären, ob und wo der Mechaniker seine Ausbildung gemacht hat. Das setze ich einfach voraus. Es sagt viel über die Mediation und Mediatoren, wenn wir meinen dies herausstellen zu müssen.
Letztlich stellt Brandon Peters die unterschiedlichen Arten und Stile der Mediation heraus. Da stimme ich zu. Ein Mediator, der diese nicht kennt und auch in der Mediation nicht darauf hinweist, begeht nach meiner Einschätzung einen haftungsrelevanten Kunstfehler. Wir arbeiten noch an unserem Kommentar zum Mediationsgesetz, der bald erscheinen wird. Dort können die Details dann nachgelesen werden. Für einen Sternemediator ist der Umgang mit den unterschiedlichen Mediationsweisen übrigens eine Selbstverständlichkeit. Auch die von Branden so herausgestellte Spieltheorie und die strategischen Konsequenzen daraus für die Mediation sind für den Sternemediator selbstverständlich.
Was Brandon nicht differenziert ist seine allzu juristische Sicht auf die Verfahren. Die von ihm vorgeschlagene SWOT Analyse als Einstiegskriterium zur Auswahl des Mediators würde ich deshalb ganz anders formulieren. Die Qualität des Mediators zeigt sich letztlich in seiner Qualität des Nicht-Denkens oder soll ich sagen des Denkens? Sie zeigt sich, wie er mit den Gedanken und Gefühlen der Parteien umzugehen vermag und wie er diese Kompetenz auf die Situation und die Falllage beziehen kann. Ein Beispiel ist das „Präzise Zuhören„, das zum Lerninhalt der Integrierten Mediation gehört.
Kürzlich wurde ich in einem Vorbereitungsgespäch für eine Mediation mit der Frage überrascht, woran man einen guten Mediator erkennen kann. Das ist von außen wirklich sehr schwer und für einen Laien kaum erkennbar. Meine Antwort lautete: „An seiner Flexibilität und an der Fähigkeit, sich auf die prozessualen Anforderungen und die Bedürfnisse der Parteien einlassen und in das Verfahren einbeziehen zu können.“ Aber wie kann man diese Fähigkeit herausstellen? Es ist die innere Haltung, die Art des Denkens, die den Mediator qualifiziert. Wohl bemerkt, sein Wissen vorausgesetzt! Sie drückt sich nicht in absolvierten Ausbildungsstunden aus. Auch nicht darin, wie schön er seine Visitenkarten gestalten kann. Eher darin, wie er mit sich und der Umwelt umgeht. Die Schule mag ein Indiz dafür sein. Dort wo diese Fähigkeit in der Ausbildung herausgestellt wird, mag man annehmen, dass sich dies auf den Auszubildenden überträgt. Das muss es aber nicht. Umgekehrt kann gerade eine Schule, die solche Lerninhalte nicht herausstellt bei dem Schüler die Erkenntnis wecken, sie sich auf anderem Wege anzueignen. Auch kann es sein, dass er diese bereits mitbringt.
Das macht nun die Auswahl des „besten Mediators“ sehr schwierig. Es ist eine Frage des Vertrauens und der Empfehlung. Nicht eine Frage, ob ich mich „zertifizierter Mediator“ nennen darf oder nicht. Der „zertifizierte Mediator“ ist nicht einmal ein Indiz für Qualität. Das Zertifikat bescheinigt nur, dass er ein Mindestwissen haben sollte, das nicht einmal ausreichend ist, um ein Mediator zu sein, der die von Brandon beschriebene Kompetenz ausweist. Ein Anfang wäre es, den Begriff „Mediation“ nicht inflationär sondern differenziert anzuwenden. Mediation ist lange nicht dasselbe wie Mediation.
Wer sich näher für den Beitrag Brandon’s interessiert, der mag ihn hier nachlesen. Ich finde es jedenfalls toll, dass Brandon das e-book zur Weiterleitung freigibt, weshalb ich statt dessen gerne den Link auf seine Seite setze. Hier ist er. Das e-book – es ist nur 18 Seiten auf Englisch können Sie lesen, wenn Sie auf das Bild oben klicken.
Eine Anmerkung noch: Was Branden als eclectic mediation beschreibt kommt der integrierten Mediation nahe, nur dass sie den Radius noch größer zieht. Dazu aber später mehr.
Photo by RobinHiggins (Pixabay)
… naja diese Frage nach dem guten Mediator ist schon spannend.
Ich würde gerne eine praktische Prüfung für Mediatoren aufbauen, da dies viel aussagekräftiger wäre, als die Referenz „nur“ eine Mediationsausbildung besucht zu haben. Wir erleben es immer wieder in den universitären Ausbildungen wo ich tätig bin, dass die Unterschiede enorm sein können und nicht von einem Lebenslauf abhängen.
Naja ich sage da nur immer – Referenzen persönlich anfragen! Wer viele Mediationen hatte, hat auch Referenzen die man anfragen darf!
Gruss
Martin Fischer
Es ist schon schwer zu erkennen, ob eine Mediation und der Mediator der Situation angemessen sind, und Zertifikate sind hier nur bedingt hilfreich. Wie schon gesagt, Mediation ist nicht gleich Mediation. Also vielen Dank für den Beitrag.
Und außerdem wird noch ver- und angekündigt, dass es ein Gesetz gibt, das die Mediation fördert, damit jeder weiß, dass es sie überhaupt gibt.
http://bohnet-mediation.de/mediationsgesetz1.html
Demnächst weiter in diesem Theater. 😉