Fachmediationen Unter Dach und Fach?
Wirtschafts-, Familien-, Erbrechtsmediation & Co.
In der Begründung zum MediationsG wurden die Fachmediationen nicht ganz zutreffend als Mediationsarten bezeichnet. Das Gesetz greift diese Unterscheidung nicht auf – zumindest nicht explizit. Die Integrierte Mediation unterscheidet die Fachmediationen nach Mediations- oder Anwendungsfeldern. Sie will damit zum Ausdruck bringen, dass die Mediation mit all ihren Modellen und Formen grundsätzlich in allen Anwendungsfeldern gleichförmig zur Anwendung kommt.
Der Verfahrensgegenstand – Konflikt oder Problem
Der Gesetzgeber misst den Verfahrensgegenstand am juristischen Begriff des Streitgegenstandes. Dabei wird übersehen, dass Konflikt und Streit auseinanderfallen können. Die Integrierte Mediation verlangt von ihren Mediatoren stets eine Konfliktanalyse. Mit der Hilfe von Konfliktlandkarten erkennt der Mediator, welche Konflikte in welchen Dimensionen zwischen welchen Personen zu behandeln sind. Er weiß, dass Streitparteien und Konfliktparteien auseinanderfallen können ebenso wie der Streit zwar Ausdruck des Konfliktes ist, die Problemlösung aber nicht zwingend eine Konfliktlösung nach sich zieht.
Beispiel: In einem arbeitsrechtlichen Streit wird die Kündigung eines langjährigen Mitarbeiters verhandelt. Bei dem Mitarbeiter handelt es sich um den Sohn des Arbeitgebers. Im Vordergrund steht der Beziehungskonflikt zwischen Vater und Sohn. Ist dieser Fall jetzt eine Wirtschaftsmediation oder eine Familienmediation?
Die Felder der Mediation
Das Dilemma des Kunden
Oft wird übersehen, dass sich der Betroffene nicht (nur) für eine Dienstleistung, sondern zuvorderst für ein Verfahren zu entscheiden hat. Mit dieser Entscheidung sind sogar die Fachleute herausgefordert. Woher sollte DER KUNDE wissen, welche Kompetenzen zur Konfliktbeilegung erforderlich sind und wer mit welchem Verfahren dafür einstehen kann, bei seiner Problemlösung behilflich zu sein. Es genügt nicht einmal, sich für die Mediation zu entscheiden, nein, er muss auch noch die unterschiedlichen Verfahren der Mediation und deren Möglichkeiten auseinanderhalten. Das klingt nicht fair. Peter Brandon hatte eine SWOT Analyse angeraten. Wissen Sie was das ist? Der Kunde soll anhand einer Risiken und Chancenabwägung das passende Mediationsmodell und den dazu befähigten Mediator herausfinden – wieder eine Frage, die selbst manchen Profi überfordert. Für die Integrierte Mediation sind diese Fragen zwingender Dienstleistungs- und Ausbildungsinhalt. Darüber hinaus bieten wir den Betroffenen eine Konfliktbegleitung an, damit er bei der Bewältigung seiner Konflikte die notwendige Unterstützung erfährt.
Das notwendige Fachwissen
Es ist heiß diskutiert, ob und wieviel fachliches Spezialwissen der Mediator benötigt, um eine erfolgreiche Mediation durchzuführen. Die Frage lässt sich anhand des Bearbeitungsschwerpunktes und aus dem Wesen der Mediation heraus beantworten. Zunächst ist festzuhalten, dass der Mediator keine Entscheidungen trifft und dass er nur sehr eingeschränkt Vorschläge und Beratungsinhalte einbringen darf. Kurz: Er verarbeitet keine Informationen. Wozu sollte er also ein spezialisiertes Fachwissen haben? Nicht um eine Lösung vorzugeben, allenfalls um die Parteien besser zu verstehen. Ist an dem Verfahren ein Profi und ein Laie beteiligt, kann das Fachwissen zu einem Hindernis werden. Eine andere Gefahr besteht darin, dass zu viel Fachwissen den Blick von der Mediation weg zum Problem lenkt und den Mediator daran hindert, die berühmten naiven Fragen zu stellen. Arbeitet er am Konflikt, ist das Fachwissen meist irrelevant. Ein versierter Mediator wird sowohl die Grenzen wie die Notwendigkeiten erkennen und den Parteien ansagen.
Auf die Konfliktkompetenz kommt es an
Unter Dach und Fach
Als ein Verfahren der Konfliktbewältigung ist die Mediation „unter Dach und Fach“, wenn der Mediator ALLE Dimensionen der Konflikte erkennen und bearbeiten kann. Die Anforderung verwirklicht sich in dem Konzept des Generalmediators, das die Integrierte Mediation präferiert. Auch wenn er sich auf einzelne Anwendungsfelder spezialisert muss er sich mit der Mediation in allen Anwendungsfeldern auskennen und sich in allen Konfliktdimensionen (Sach-, Beziehungs-, Werte-, Struktur und Systemkonflikte) bewegen können. Darüber hinaus muss er die Mediation zu anderen Verfahren abgrenzen können. Für in-Mediatoren ist dies ein zwingender Ausbildungsinhalt. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Sie als Mediand haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass Sie den mediator nach seiner Ausbildung befragen können. Erkundigen Sie sich also, wie er mit den unterschiedlichen Konfliktdimensionen umgehen kann und wie er seine Tätigkeit im jeweiligen Mediationsfeld versteht udn wie er es von anderen Mediationsfeldern abzugrenzen vermag.