Wenn Sanktionen etwas anderes sind
Es geht um die Bedeutung von politischen Schlüsselbegriffen, die sich daraus ergebenden Irritation und wie sie zu vermeiden sind. Betrachtet man die politische Welt mit den Augen eines Mediators, wird deutlich, dass manche Worte und die vielgenutzten politischen Parolen eine andere Bedeutung haben als erwartet. Nicht nur die Politik bedient sich des sogenannten Framings, das kritischen Sachverhalten positiv besetzte Worte zuweist. Der Politik könnte diese Kommunikationstechnik jedoch zum Verhängnis werden.
Ein Framing soll positive Assoziationen wecken. Es macht aus Zwangsbeiträgen beispielsweise eine Bürgerpartizipation, was sich dann viel besser anhört und Widerstände abbauen hift. Mit dem Framing verschiebt sich allerdings auch die Bedeutung des Gesagten. Daraus ergeben sich – wenn man nicht genau aufpasst – folgenschwere Irritationen. Sie bewirken im schlimmsten Fall einen Verlust der Glaubwürdigkeit. Möglicherweise ist das der noch nicht nach außen getretene Grund für viele politische und sogar weltpolitische Probleme.
Die kognitionsbasierte Mediation, wie sie von der Integrierten Mediation gelehrt wird, kann nicht nur zur Überwindung der Irritationen beitragen, sondern auch zu einer höheren Akzeptanz der Politik.
Die Politik möchte verstanden werden, oder etwa nicht? Falls doch, wäre der Wunsch verstanden zu sein, sicherlich zu begrüßen und in einer Demokratie auch unerlässlich. Er ist ganz und gar nicht selbstverständlich. Wer verstanden werden will, erlaubt volle Informiertheit. Er muss sich unangenehmen Fragen stellen und zu Bekenntnissen bereit sein, die in der Konfrontation mit anderen Politikern sogar gefährlich werden können, weil er durchschaubar wird. Das kann sich nicht jeder leisten. Und wer will das schon? Wohl bitten Politiker um Verständnis. Aber damit ist etwas anderes gemeint.
Wahrheit und Bedeutungswirklichkeit
Es geht um das was gemeint ist. Um das Gemeinte zu verstehen, würde ein Mediator den Sinngehalt von Worten und deren Bedeutung hinterfragen. Er würde die Medianden zur Erklärung auffordern, was es bedeutet, wenn sie beispielsweise von der Famile sprechen oder von ihrem Arbeitsplatz. Die Parteien sind oft erstaunt über die scheinbar naiven Fragen des Mediators. Glauben sie doch genau zu wissen was gemeint sei. Manchmal wissen sie das sogar besser als die Person, die sich geäußert hat.
Gerne wird das vermeintliche Wissen, was der andere gemeint hat, dann auch benutzt. Es eignet sich gut, um Andere zu demütigen (Siehe z.B. Der Demütigungswahn) oder um Recht zu behalten. Würden die Bedeutungen hinterfragt, gäbe es möglicherweise gar keinen Angriffspunkt mehr. Auch das ist nicht immer gewollt. Es könnte sich am Ende sogar herausstellen, was gemeint war und dass es völlig unterschiedliche Zuschreibungen gibt. Diese Zuschreibungen herauszuarbeiten, ist einer der Schlüssel zur Verstehensvermittlung in der Mediation.
Wer will schon verstehen?
Möglicherweise ist das Gefühl verstanden zu haben der Grund, warum die Bedeutung von Aussagen und Worten im Alltag und in der Politik nicht ohne Weiteres aufgedeckt wird. Hinzu kommt, dass es in der Politik nur eingeschränkte Kommunikationskanäle gibt, über die sich die Bedeutungen hinterfragen lassen. Trotzdem gibt es auch hier ganz grundlegende Worte, die – so wie es aussieht – ihre Wahrheit längst verloren haben. Gemeint sind die viel zitierten Begriffe wie beispielsweise Sicherheit, Sanktionen, Partnerschaft, Verbündete, aber auch Worte wie Demokratie, Partei und Politk schlechthin. Stimmt die Bedeutung dieser Worte noch mit der Sematik überein, die einmal gelernt wurde und werden sie auch gleichförmig verstanden?
Die Liste der zur Verwirrung beitragenden, politischen Schlüsselworte kann erweitert werden. Im Idealfall sollten sie eine Orientierung geben. Sie führen zu einem Orientierungsverlust, wenn sie unklar sind und nicht hinterfragt werden. Wenn sie hingegen einen Orientierungspunkt darstellen sollen, müssen sie mit dem Verhalten derer übereinstimmen, die sie zitieren.
Weicht die Bedeutung vom jeweiligen Verständnis ab, kommt es zu den von Watzlawick erwähnten, unterschiedlichen Wirklichkeiten. Es gibt die durch Fakten belegte Wahrheit und die durch die verschobene Konnotation der Begriffe geschaffene, alternative Wirklichkeit. Wenn Wahrheit und Wirklichkeit auseinanderfallen, weiß niemand mehr was wahr ist und was nicht. Wenn man Fakenews beispielsweise nicht mehr als falsche Nachricht, sondern als unerwünschte Nachricht versteht, ist die Aussage zwar falsch. Andererseites wird deutlich, was mit dem Begriff gemeint ist.
Fragen, die nicht gestellt werden
Wer hinterfreagt die Bedeutung solcher Worte? Mediatoren sagt man nach, dass sie immer die richtigen Fragen stellen. Oft geht es dabei um grundlegende Fragen, die man sich im Alltag nicht mehr stellt. Die Wahrheit, die einmal gelernt wurde, wird im Gedächtnis festgeschrieben und nicht mehr hinterfragt. Auch dann nicht, wenn sie nicht mehr wahr ist.
Die Gesellschaft befindet sich in einem Veränderungsprozess
Umso wichtiger ist es, sich über die Wahrheiten hinter den Worten – um das Wort Werte zu vermeiden – zu verständigen. Vielleicht löst diese einfache Anforderung die Probleme der sogenannten Volksparteien, die angebliche Wahlmüdigkeit, den BREXIT, den Rechtspopulismus, die Flüchtlingsfrage oder sogar den Konflikt im Nahen Osten. Wenn dem so ist und wenn die Kompetenz des Mediators diese Irritationen nicht nur auflösen, sondern auch zu einem konstruktiven Ergebnis führen kann, sollte die Denkweise der Mediation für alle geöffnet werden, anstatt sie in einem leicht abzulehnenden Verfahren zu verhaften.
Diese Art des Denkens entspricht nicht nur dem Ansatz der Integrierten Mediation. Auf die Politik bezogen könnte sie bewirken, dass die Politik von allen besser verstanden wird. Auch würde zu Tage treten, wo genau die Missverständnisse liegen.
Viele sagen, es müsse etwas anders werden
Darüber, dass sich etwas ändern muss, besteht sogar Konsens. Auch die Volksparteien stellen sich dieser Herausforderung. Ist eigentlich klar, zu welchem Zweck was anders werden muss? Wenn es dabei nur um Wählerstimmen geht, ist das Problem kaum zu lösen. Sowohl Einstein, wie auch Watzlawick (um nur zwei Beispiele zu nennen) haben erklärt, wann und warum das was anders werden soll nicht anders werden kann. Einstein sagte, das Denken, das in ein Problem hineinführt, kann nicht aus dem Problem herausführen. Watzlawick erläuterte, dass bei der Fokussierung des Problems, das Problem ein Teil der Lösung bleibt.
Hier bietet die Mediation einen Ausweg, denn Mediation ist anders
Zumindest trifft das auf die Integrierte Mediation zu, deren Konzept auf einer kognitiven Theorie basiert. Sie führt das andere Denken in alle Entscheidungsprozesse ein. Dem anderen Denken folgt eine andere Herangehensweise. Der anderen Handlungsweise folgen andere Sichtweisen.
Im konventionellen Denken stehen Lösungen im Vordergrund. Meist sind es kurzfristige, selektive Entscheidungen, die oft aus der Not heraus geboren werden und deren Nutzen sich nicht ohne Weiteres erschließt. Die Motive sind fraglich. Zugegeben, der selbst auferlegte Entscheidungsdruck und die dem Bürger im politischen Kampf eingebleuten Erwartungshaltungen erfordern ein Handeln. Ein zuversichtliches „Das machen wir schon!“ wirkt nicht ermutigend, wenn der Nutzen, also das was hinten herauskommen soll, nicht klar ist. Deshalb scheitert die Flüchtlingspolitik und deshalb ist auch ein BREXIT nicht wirklich ermutigend. Die Wirtschaftssanktionen, die e-Mobilität und andere zentrale politische Fragen weisen das gleiche Schema aus. Der Nutzen scheint weder klar noch abgestimmt zu sein.
Unklar ist auch, wer welchen Nutzen davonträgt, solange die (wahren) Motive nicht aufgedeckt sind. Die Politik muss sich dem Verdacht stellen, dass es ihr vornehmlich darum geht, Wählerstimmen einzufangen, um ein politisches Mandat zu erhalten. Offenbar ist man dafür auch bereit, sich zu verbiegen. Plötzlich sind Koaltionen möglich, die vorher als inakzeptabel bezeichnet wurden. Sie werden dann mit einem Wählerauftrag gerechtfertigt, den niemand in Auftrag gegeben hat. Um der Wählerstimmen – oder ist es präziser zu sagen um der Mcht willen – kann plötzlich auch ein kritischer Kandiat Präsident werden (Siehe NTV: Ein Clown wird Premierminister). Nicht weil die Wahl vernünftig wäre, sondern weil sie Wählerstimmen verspricht. Was sagt das über den Begriff Demokratie aus?
Auch in der Politik ist Verstehen die zentrale Frage
Einem Mediator würden grundsätzliche Fragen in den Sinn kommen. Er würde deren Klärung zum Maßstab der Entscheidung werden lassen, bevor überhaupt an Lösungen gedacht wird. Sein Fokus ist auf den Nutzen gerichtet. Dabei schaut er auf den Prozess der Entscheidungsfindung, nicht auf die Lösung. Er beobachtet, wie und wozu die Parteien den Streit führen. Ihm fiele auf, wenn Lösungen versprochen werden, die auf bloße Behauptungen, Verdächtigungen, Unwägbarkeiten und Selektionen beruhen und deren Nutzen nicht wirklich klar ist.
Für viele der politischen Probleme kennt niemand die Lösung. Die Themenstellung ist äußerst komplex und lässt sich kaum mit selektiven, wenn auch einprägsamen Parolen lösen. Die Elektromobilität ist dafür ein Beispiel. Es scheint eine fragwürdige Lösung zu sein, die möglicherweise mehr neue Probleme hervorbringt als dass sie das komplexere Problem des Umweltschutzes überwindet. Gibt es darauf Antworten? Ähnliche Gedanken drängen sich für die sogenannten Wirtschaftssanktionen, den BREXIT und alle anderen bereits erwähnten Probleme auf.
Für einen Mediator ist es etwas Normales, die Lösung nicht zu kennen. Er weiß, dass sich die Medianden umso mehr bemühen werden, eine am Nutzen ausgerichtete Lösung zu finden, sobald die Unkenntnis der Lösung eingestanden wird. Dann kann es daran gehen, nach der optimalsten Lösung zu suchen. Die Lösung nicht zu kennen, ist also keine Schande. Im Gegenteil! Sie ist ein Bekenntnis, das alle weiter bringt, sobald sich die Streitparteien auf einen gemeinsamen Nutzen verständigt haben.
Damit zeigt sich der Weg
Nach dem Eindruck, den die Berichterstattung hinterlässt, ist die Politik weit von einem derartigen Procedere entfernt. Politiker müssen sich positionieren. Für einen Politiker wäre es fatal, einzugestehen, dass er keine Lösung kennt. Konfrontationen helfen ihm dabei, das Eingeständnis zu vermeiden. Die Frage, warum sich die Welt in eine Konfrontation hinein entwickelt, bekommt unter dem Aspekt eine ganz andere Bedeutung. Die Politik gerät in den Verdacht, sich nicht der Konfrontation zu stellen, sondern sie zu benutzen.
In diese Strategie passt es, wenn Informationen vorenthalten werden, wenn der politische Gegner diskreditiert wird oder wenn der Gegner zum Verlierer gemacht wird. In der Logik des Nullsummenspiels ist das die einfachste Strategie, einen Sieg herbeizuführen. Auch wenn das Spiel nur Verlierer erzeugen kann – wie die Diskussionen um die Wirtsachftssanktionen zeigen – ändert das nichts an einem Sieg. Das Wort Phyrrus lässt man einfach weg. Die vom limbischen System gesteuerte Kampflust sorgt dafür, dass die Frage, ob und warum sich die Welt überhaupt in einem Nullsummenspiel bewegen muss, unterdrückt wird.
In das Bild eines Nullsummenspiels ist wohl auch der einen Wahlsieg versprechende Begriff great zu verstehen. Was bedeutet great überhaupt? Welche Bedeutung bleibt über, wenn der Begriff an dem Verhalten derer gemessen wird, die ihn verwenden? Ist wirklich nur großartig gemeint? Kann man nur großartig und wichtig sein, wenn andere klein und unbedeutend sind? Erfordert der Nachweis der eigenen Großartigkeit und Wichtigkeit, dass andere minderwertig, klein und unbedeutend sind? Wie klein fühlt man sich selbst, wenn die eigene Großartigleit als ein Ziel herausgestellt und dauernd betont werden muss? Findet sich die wahre Größe nicht eher in den Begriffen Großzügigkeit, Großmut und Großherzigkeit wieder?
Ist am Ende Großmannssucht gemeint und bedeutet Größe, dass man die Probleme einfach in ärmere Länder verschieben kann, weil man selbst nicht in der Lage ist, sie zu lösen? Und was bedeutet first in einer globalen Welt? Welche Verantwortung würde sich damit verbinden?
So wie es aussieht ist völlig unklar, was mit solchen Begriffen wirklich gemeint ist. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es um Vormacht und Führung geht. Das Framing verbietet aber die Verwendung solcher Begriffe. Sie wären angreifbar. Sie würden auch mit dem Begriff der Partnerschaft kollidieren, dem auf diesem Wege auch eine andere Bedeutung zukommt und der wohl eher Gefolgschaft meint.
Niemand kennt die Zukunft
Statt die begrifflichen Inhalte klarzustellen, wird über vermeintliche Lösungen gestritten. Es wird polarisiert, verurteilt und bewertet. Wer denkt dabei an die Zukunft der Menschen als Teil der Menschheit? Es gibt durchaus Möglichkeiten einer Zukunftsgestaltung.
Zwar wird in der Mediation wird das Chaospendel als Symbol für die Unberechenbarkeit der Zukunft verwendet. Niemand kann wissen, was ein polarisierender Präsident anrichtet oder was beim BREXIT letzten Endes herauskommt. Was man weiß und sehen kann, sind die Mechanismen, die sich aus dem Handeln und Denken ergeben. Sie setzen die Bedingung für die Zukunft. Sie definieren die Werte, an denen sich die Menschen orientieren können.
Über Entscheidungen und Mechanismen
Es sind also nicht die angestrebten Entscheidungen, die bedenklich stimmen, sondern die dahin führenden Mechanismen. Also die Art und Weise, wie die Entscheidungen zustande kommen. Diese Mechanismen erlauben eine gewisse Zukunftsplanung, indem sie die Eckdaten und Rahmenbedingungen festschreiben, aus denen sich die Zukunft entwickelt. Wer Verträge bricht, muss sich darauf einstellen, dass Verbindlichkeit verloren geht und dass man andere Vertragspartner suchen wird. So lässt es sich ausrechnen, ob und inwieweit die Verhaltensweisen eine tragfähige und beständige Basis bilden.
Wer die Lösung nicht kennt, muss sich auf Kritik beschränken. Das ist viel einfacher als konstruktive Vorschläge zu unterbreiten. Im Nachhinein ist es ohnehin leicht zu sagen, wer was falsch gemacht hat. Aber so wie es aussieht, hat die Kritik wohl durchaus eine gewisse Überzeugungskraft. Warum sonst übt man sie?
Was ein Mediator versteht
Ein Mediator würde darauf nicht hereinfallen. Er würde die Kritik hören und nachvollziehen wollen, ohne sie abzuwehren. Statt sich zu rechtfertigen, würde er fragen, wie es denn richtig wäre. Jetzt muss sich die andere Partei seinen Kopf zerbrechen. Danach erst vergleicht er die Kreiterien für richtig und falsch und verknüpft sie mit dem zu erzielenden Nutzen (nicht die Lösung!). Erst danach widmet er sich der Kritik, falls davon noch etwas übrig geblieben ist. In den meisten Fällen hat sich die Kritik in diesem Gedankengang verloren.
Die Frage, wie es richtig wäre und welche Auswirkungen sich dann für den zu erwartenden Nutzen ergeben, wird meist nicht gestellt. Das ist auch viel zu kompliziert. Möglicherweise verliert sich die Kritik wegen der Komplexität der Fragestellung mehr und mehr in Personalien oder sie gerät in emotionale und polemische Bahnen. Die emotionale Sprache wird verstanden, auch wenn sie de facto nichts aussagt.
Auch täuschen Emotionen über die Unfähigkeit hinweg, die Zukunft voraussagen zu können. Angstmache ist ebenfalls ein guter Motivator, der sich über Argumente hinwegsetzen kann. Das gleiche gilt für Diffamierungen und den Aufbau von Feindbildern. Einem Feind muss man nicht zuhören. Der muss ja widersprechen, weil er Feind ist, nicht etwa weil er Recht haben könnte.
So entsteht eine scheinbbar tragfähige Strategie, wenn Argumente ausgehen. Es werden einfach feindliche Motive unterstellt. Je mehr Feind man hat, umso weniger Fragen müssen beantwortet werden. Die zur Feindseligkeit führenden Unterstellungen werden dann einfach als ein Fakt verkauft. „Das ist halt so!“ und „Wer den Feind in Schutz nimmt, ist selbst ein Feind“. So einfach geht das.
Ein Mediator würde den Wechsel der Ebenen vom Sachargument zum emotionalen Argument aufdecken, ins Verhältnis zur offenzulegenden Strategie setzen und voneinander trennen. Er würde Fakten von Meinungen unterscheiden können und wäre schockiert über den geringen Faktengehalt der Nachrichten. Er würde Polemik hinterfragen, wobei sein Fokus auf den Ich-Botschaften der Person liegt, die sich der Polemik bedienen.
Das Hase und Igel-Spiel funktioniert nicht in der Mediation.
Dort würden nicht die Angriffe beachtet, sondern die dazu führenden Motive. Unterstellungen würden durch Hypothesen (andere mögliche Interpretationsansätze) entkräftet, bis die wahren Motive zum Vorschein kommen.
Diese Vorgehensweise macht Unterstellungen nicht nur wirkungslos. Sie zwingt auch dazu, sich mit den verfügbaren Informationen auseinanderzusetzen. Informationslücken werden aufgedeckt und davon gibt es viele. Man mag sich fragen, über welchen Informationsstand ein Politiker verfügt, wenn er auf Polemik zurückgreifen muss, um sich zu behaupten. Wer die gesamte Komplexität im Blick hat, wrkennt die Informationslücken.
Man mag sich fragen, ob die Bürger bei den Referenden und Wahlen über alle Informationen verfügen, um überhaupt eine korrekte und verbindliche Entscheidung treffen zu können. Wie wäre die BREXIT-Umfrage ausgefallen, wenn sie unter dem Vorbehalt gestanden hätte, dass nicht bekannt ist, ob und wie der BREXIT nutzbringend umzusetzen ist und auf vielen nicht bestätigten Annahmen beruht?
Wir leben in einer komplexen Welt
Die Gesellschaft wird immer komplizierter. Natürlich spiegelt die Politik die Komplexität. Komplexität stiftet Verwirrung. Nur scheinbar tragen Selektionen zur Vereinfachung oder gar zur Bewältigung der Komplexität bei.
Die Integrierte Mediation hat die Komplexitätsbewältigung auf ihre Fahne geschrieben. Um sie zu bewältigen werden Informationen zunächt qualifiziert, um sie in eine der Mediation entsprechende Ordnung zu bringen. Es gibt also Wege mit der Komplexität ohne Informationsverlust umzugehen. Selektionen bergen die Gefahr, dass sie nicht von allen geteilt werden. Erst recht, wenn politische Gegner andere Selektionen anbringen. So ist sichergestellt, dass man ständig aneinander vorbeiredet.
Wie wäre es, wenn (nicht nur) der Bürger volle Informiertheit einfordert? Wir wissen beispielsweise, dass der Irak-Krieg auf Fehlinformationen beruhte. Wurde die Kriegstreiberei sanktioniert? Was haben wir daraus gelernt? Die Nachrichten besagen, dass der Iran die vertraglichen Pflichten aus dem Atomabkommen nicht verletzt haben soll. Er übernimmt auch keine Verantwortung für die Sabotageangriffe und behauptet, der Drohnenabschuss sei wegen einer Grenzverletzung gerechtfertigt. Wie kann es sein, dass es trotzdem Sanktionen gibt? Um welche Völkerrechtsverletzung geht es dann? Wer fällt das Urteil und wer führt den Beweis? Was ist jetzt die Bedeutung des Wortes Sanktion?
Wären sie, wenn sie auf keiner Rechtsgrundlage beruhen, mit dem Wort Erpressung korrekt bezeichnet? Auch bei den Wirtschaftssanktionen gegen andere Staaten ist die völkerrechtliche Grundage unklar. Wenn Schutzzölle mit dem Zweck, die Handelsbilanz zu verbessern und mit dem Argument der nationalen Sicherheit verkauft werden, was ist dann Sicherheit? Rechtfertigt sie Zwang und Druck wenn der Kaufmann um die Ecke mehr verdient als man selbst? Würde man in dem Fall nicht eher von Schutzgeldern sprechen? Und was bedeutet dieses merkwürdige Wort fair?
Ein Mediator würde das Vorgehen ebenso hinterfragen, ebenso wie die Werte, die das Vorgehen bestimmen sollen. Er würde fragen, wo sich in dem Vorgehen der Wert Rechtsstaatlichkeit wiederfindet. Er würde nicht nur die Berechtigung einer Sanktionierung hinterfragen, sondern auch den Nutzen und die Wirkung. Wird der Iran durch diese Vorgehensweise nicht gerade in ein Verhalten gedrängt, das die Politik angeblich verhindern will? Steckt da vielleicht etwas anderes dahinter? Kann es überhaupt eine Sanktionierung ohne den Verstoß gegen etwas geben?
Das Gleiche gilt für die Wirtschaftssanktionen. Wäre es nicht ehrlicher, statt von Sanktionen von Schutzgeldern zu sprechen? Was bedeutet die nationale Sicherheit, wenn es um den Autoimport geht oder darum, die Außenhandelsbilanz zu verbessern? Was bedeutet die Kriegstreiberei? Dient sie zur Ablenkung von innenpolitischen Schwächen, zur Stimmengewinnung oder dazu, Rüstungsgüter zu verkaufen? Ist der Begriff Sicherheit jetzt ein Synonym für Erpressung? Was bedeutet Sicherheit, wenn sie die Unsicherheit vergrößert? Wer stellt und wer beantwortet solche Fragen? Wo könnte man sie überhaupt anbringen?
Respekt, Verlässlichkeit und Authentizität
Worauf ein Mediator auch achten würde, sind die Voraussetzungen für eine Verhandlung. Er würde zunächst klarstellen, ob eine Verhandlung auf gleicher Augenhöhe überhaupt gewünscht ist. Er würde das Machtspiel zur Wahl stellen, nicht aber ohne den Nutzen und die Nachhaltigkeit solcher Spiele ins Gespräch zu bringen. Wer Freunde sucht und nicht nur Wählerstimmen, wer Partner sucht und keine Untergebenen, selbst wer Untergebene sucht sollte Eigenschaften wie Respekt, Verlässlichkeit und Authentizität in die Wagschale werfen. Auch wenn solche, für ein zwischenmenschliches Zusammensein wichtige Regeln gerade keine Kunjunktur haben, zeigt es sich doch, dass sie für langfristige Projekte ausschlaggebend sind.
Zugegeben, die Anfangsinvestition ist höher als bei einem Krieg. Allerdings wird es bei dieser Strategie immer nur Gewinner geben, was bei einem Krieg – außer für die Waffenlieferer – kaum zu erwarten ist.
Was tun?
Was kann man tun, um aus dem Dilemma herauszufinden? Ein zur Mediation passender Vorschlag lautet, sich darüber klar zu werden, welches Spiel gerade gespielt wird. Es ist ein Spiel der Konfrontation mit einer nicht abzuschätzenden Eskalationsgefahr. Es ust das Spiel mit dem Feuer, mit Risiken und Übervorteilung? Dann wäre die Frage zu stellen, welches das bessere Spiel ist. Wäre es das Spiel Konsens herzustellen? Ein friedliches Zusammenleben, wo man die Energie statt für Investitionen in Kriegsmaterial dafür verwendet, den Staaten aus der Krise zu helfen, damit es gar nicht zu einem Krieg kommen muss, statt sie in den Krieg zu treiben?
Wie soll die Welt in 50 Jahren aussehen? Dabei mag ein Idealbild unterstellt werden, ganz so wie in der Mediation. Angenommen alles wäre gut, wie sähe die Welt dann aus. So bilden sich positive Maßstäbe heraus, die zur Orientierung dienen. Sie bewirken eine andere Herangehenswise. So wird das Problem nicht Teil der Lösung. Die Mediation, zumindest wie sie von der Integrierten Mediation verstanden wird, beschreibt den effizientesten Weg. Er beginnt mit dem anderen Denken und endet im maximalen Nutzen für alle.
Titelbild: <a href=“https://pixabay.com/users/Potztausend/“>Potztausend</a> / Pixabay
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