Ergebnisse des 1. Deutschen Mediatorentags
„Die stärkste Legitimation besitzen nicht die Vereine, sondern die Mediatorinnen und Mediatoren selbst.“ So jedenfalls beginnt die Pressemitteilung der Veranstalter. „Der 1. Deutsche Mediatorentag hat am 16. Juni 2012 im ehemaligen Plenarsaal des Bundestages in Bonn mit großen Mehrheiten zu einer Vielzahl von Themen Stellung genommen“ wird weiter ausgeführt. Sogar von Basisdemokratie ist die Rede.
Von Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen
Direktorin Contarini-Institut für Mediation der FernUniversität in Hagen
Profil im Wandel
Einhellig sprach sich der Mediatorentag für die Professionalisierung der Mediation aus, die er als „Sache“ der Mediatorenschaft sieht. Gleichwohl möchte er mediative Methoden nicht für den Mediator allein beanspruchen: Er ist an einer guten Kooperation mit den Angehörigen anderer Berufe und einer Kombination mit anderen Methoden interessiert.
Qualität
Qualitätssicherung war allen Teilnehmern des Mediatorentages ein wichtiges Anliegen. Die Qualität eines Mediators wird vor allem im Zusammenhang mit der Güte seiner Ausbildung gesehen. Durch Zertifizierung soll Qualität transparent und von einer neutralen Institution organisiert werden. Zu diesem Zweck, so die nahezu einstimmige Auffassung, sollten alle Mediationsverbände und -organisationen zusammenwirken.
Unterstützung durch den Staat
Eine qualitative und zukunftsfähige Mediation benötigt nach Auffassung des Mediatorentages empirisch erforschte Diskussionsgrundlagen. Hier wird auch staatliche Unterstützung eingefordert, wie überhaupt dem Staat und dem Gesetzgeber mit Nachdruck mehrere Maßnahmen zur Förderung der Mediation empfohlen werden, darunter vor allem Anreize durch das Gerichtskostengesetz oder eine Mediationskostenhilfe.
Kontroversen und Potenziale
Keine eindeutige Haltung erzielte der Mediatorentag nach seiner Debatte über die gerichtsinterne Mediation („Richtermediation“). Alle Anträge, die sich mit dem Selbstbild und der Selbstdarstellung des Mediators im Verhältnis zu seinen potenziellen Medianden befassten, wurden als nicht entscheidungsreif betrachtet. Die Hinwendung zum Medianden und zur Öffentlichkeit, die einige Vorträge und Anträge anregen wollten, fand in den Abstimmungen dieses Ersten Mediatorentages kein starkes Echo. So blieb es offen, ob der praktische Erfolg der Mediation oder das Urteil der Medianden qualitätserheblich sein sollten.
Wenn auch einzelne Anträge zunächst nicht ergiebig schienen, ergibt doch die Abstimmung insgesamt, auch mit Rücksicht auf die Enthaltungen und Nichtbefassungen, eine eindrucksvolle Momentaufnahme der Interessen und Ziele der Mediatoren in Deutschland.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als ich mich zum Mediatorentag angemeldet habe, waren meine Erwartungen eher gering, meine hauptsächliche Motivation war, dort Kollegen zu treffen, die sonst zu weit weg wohnen, um persönlich zu sprechen.
War der Tag demokratisch?
Ich finde das schon. Demokratie bedeutet für mich, dass man jedem Einzelnen die Möglichkeit gibt, sich zu beteiligen. Klar, ein Verband hat eingeladen, doch ist das undemokratisch? Einer hat sich die Arbeit gemacht, was auf die Beine zu stellen, und das verdient Anerkennung. Es wurde im Vorfeld so viel Werbung gemacht, bei Xing, Twitter, auf diversen HPs. Wenn dann von zig Tausend „nur“ gut 330Mediatoren kommen, dann ist das doch nicht schlecht!
Und demokratisch ist dann auch zu sehen, dass die anderen sich halt entschieden haben eben NICHT zu kommen.
Ich finde es sehr schade, dass sich Viele zu Wort melden, die nur negativ kritisieren. Ja, es gab einige Punkte, die man verbessern kann, darüber wird sicherlich zu sprechen sein, wenn es um die Planung des 2 Mediatorentags geht. Ob die Resolutionen so von allen getragen werden wird sich zeigen. Jedenfalls spiegeln sie die Meinung derer wieder, die da waren, und die Möglichkeit ergriffen haben, was zu machen, Meinungen zu vertreten.
Für mich hat der Mediatorentag viele positive Impulse gebracht, und ich wünsche mir, dass sich die Initiatoren nicht von der aufkommenden Kritik einschüchtern lassen, sondern weitere daran arbeiten, dass es voran geht.
Und allen Kritikern sage ich: Wenn Ihr eine Meinung habt, dann geht das nächste Mal auch hin, und sagt sie! Aber da, vor Ort. Dafür hat man so ein Forum.
Es ist wie bei den Wahlen: am Ende meckern Viele übers Ergebnis, und am lautesten die, die nicht hingegangen sind! Ist das fair? Ist das Demokratie?
Undemokratisch wäre es übrigens nur gewesen, wenn nur ein bestimmter Kreis zugelassen worden wäre. Den Tag aber mit den Handlungen von Balkan-Regimen zu vergleichen ist m. E. weder fair, noch konstruktiv, sondern schon fast polemisch zu sehen. Dahingehend muss ich meinem geschätzten Kollegen Dr. Kostka energisch widersprechen.
Ich hoffe, dass der 1. Mediatorentag nicht in der Versenkung verschwindet, sondern der erste Schritt auf einem guten Weg ist!
Ich jedenfalls sehe dem 2. Mediatorentag mit großer Spannung entgegen.
Die Veranstaltung mag beachtenswert gewesen sein, aber mit Basisdemokratie hat sie nichts zu tun. Schließlich ist sie von einem einzigen Verband plus ein paar persönlich vernetzten Unterstützern initiiert, lanciert, koordiniert und gesteuert worden – so ähnlich haben sich auch die alten Regime auf dem Balkan immer ihre scheinbaren Mehrheiten und Claqueure geschaffen. Die Legitimität der Resolutionen darf daher, selbst wenn diese im Einzelfall inhaltlich sinnvoll sind, bezweifelt werden – zumindest sprechen sie allenfalls für maximal die Hälfte der deutschen Mediatorenschaft. Trotzdem, oder gerade deswegen: Raffiniert!