Es ist jetzt schon das fünfte Seminar, das die GIZ für Mediatoren in Bischkek, der Hauptstadt von Kirgistan organisiert. Auf Wunsch der Teilnehmer wird ein Trainer der Integrierten Mediation angefordert. Bei diesem Training geht es um Konflikte am Arbeitsplatz, Mobbing und die Arbeit mit Gruppen. Was Arthur Trossen und mit ihm die Integrtierte Mediation in Bischkek bewegt, ist jedoch weit mehr als nur ein Mediationstraining.
Mediatorentrainings
Die Trainingsangebote richten sich stets an Mediatoren. Das erste Training war eine Art Fortbildung für Fortgeschrittene. Offenbar hat es Lust auf mehr gemacht, denn seitdem wollen die kirgisischen Mediatoren mehr und mehr Trainings über Mediation nach den Grundsätzen der Integrierten Mediation durchführen. Die GIZ hat sich bisher auch stets dazu bereit erklärt, die Trainings zu organisieren und finanziell zu unterstützen.
Das Mediationsangebot ist eine Randerscheinung des Projektes „Förderung der Rechtsstaatlichkeit in Zentralasien“, das sich die GIZ auf die Fahne geschrieben hat.
Mitwirkung der Verbände
Die GIZ ist mit dem Mediationsangebot natürlich auf die Unterstützung vor Ort angewiesen. Deshalb treten etwa das Ministerium für Justiz bzw. der oder die Mediatorenverbände in Kirgistan als Partnerorganisatoren in Erscheiniung. Das Training im July 2019 wurde von GIZ in Zusammenarbeit mit der Republican community of Kyrgyz mediators durchgeführt. Die Partnerorganisationen haben großen Einfluss auf die Themenwahl und die Zusammensetzung der Teilnehmer.
Auch in Kirgistan gibt es mehr als einen Mediatorenverband. Wie hier stehen die Verbände in einem nicht offengelegten Wettbewerb. Wenn es heißt, Teilnehmer wären die Mediators of Kyrgyz Republic, sind es doch nur die Mitglieder eines Verbandes, wie sich im Verlauf des Trainings herausgestellt hat.
Arthur Trossen, der ja inzwischen schon Kontakte zu einigen kirgisischen Mediatoren aus den vorangegangenen Trainings hat, bekommt das zu spüren, wenn ihn manche Mediatoren fragen, warum sie nicht eingeladen wurden. Sie wären doch so sehr daran interessiert gewesen, ein weiteres Training mit Inhalten der Integrierten Mediation zu absolvieren. Dann stellt es sich heraus, dass der kooperierende Verband der GIZ die Einladung nicht an alle, sondern nur an eigene Mitglieder weitergegeben hat.
Entwicklung
Die Kirgisen selbst sagen, dass sie erst am Anfang der Entwicklung der Mediation in Kirgistan stehen. Dafür haben sie aber schon viel auf die Beine gestellt. Zumindest ein Verband versucht, die Mediation in die Fläche zu bringen. Es gibt 170 ausgebildete Mediatoren, von denen 120 in Verbänden organisiert sind. Die vorzufindende Ausbildung genügt noch nicht für eine professionelle Umsetzung der Mediation. Aus diesem Gedanken heraus sollen die Trainings ein vertiefendes Wissen und vor allem Erfahrungen im Umgang mit der Mediation vermitteln. Die GIZ leistet dabei eine wertvolle Unterstützung.
Neben den Trainings gibt es Gespräche mit Mediatoren und den Vertretern der Verbände. Kirgistan hat drei Mediatornverbände, wovon sich einer als eine Art Dachverband versteht. Dort wie hier legt man den größten Wert auf Ausbildung. Dort wie hier gibt es eine gegenseitige Behinderung durch die im Wettbewerb stehenden Verbände. Dort wie hier werden die Mitglieder eines Verbandes begünstigt. Der Nutzen, den die Mediation für die Konsumenten hat, gerät dabei in den Hintergrund. Es gibt ein großes Angebot an Mediationsausbildungen und eine dem nicht gerecht werdende Nachfrage.
Die Integrierte Mediation ist schon auf die ein oder andere Weise recht tief in die Entwicklung der Mediation in Kirgistan eingebunden. Wir haben Unterstützung über die Trainings hinaus zugsagt. Ein Bericht über die Entwicklung der Mediation in Kirgistan ist in Vorbereitung.
Kulturunterschiede
Obwohl die Anfahrt zu den Trainings in Bischkek mit einer mehr als 15 stündigen, doch eher beschwerlichen Reise verbunden ist, empfindet Arthur Trossen den Aufwand stets als wertig. Nicht nur weil er denkt, dass die Integrierte Mediation tatsächlich dazu beitragen kann, die Entwicklung der Mediation in Kirgistan nachhaltig zu fördern. Er sieht es als eine Bereicherung, zu lernen wie ein muslimisch geprägtes Land mit Konflikten und damit zusammenhängend mit einem Modell, wie es die integrierte Mediation anbietet, umgeht und umgehen kann. Auffällig ist, dass die zwischenmenschlichen Konflikte sich durchaus ähnlich gestalten. Der Umgang mit Konflikten weicht jedoch im Einzelfall ab.
Arbeitsplatzmediation
Für dieses Seminar war das Thema Arbeitsplatzmediation vorgeschlagen worden. Die Organisatoren hatten Fragen vorgegeben, die das Training abdecken sollte. Alles sollte sich um Konflikte am Arbeitsplatz drehen. Natürlich hat der Trainer zur Vorbereitung typische Konflikte im innerbetrieblichen Bereich ausgewählt. Als er die Fälle vorgestellt hat, musste er mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen, dass Worte wie Mobbing selbst bei den Fachleuten nicht geläufig sind. Auch die Rolle des Betriebsrates wird dort ganz anders gesehen, wenn es überhaupt so etwas wie einen Betriebsrat gibt. Lässt man die Fachbegriffe weg, zeigt es sich jedoch, dass die Konfliktlagen nahezu identisch sind.
Das Titelfoto zeigt ein Rollenspiel, bei dem ein Mobbing im Vordergrund steht. Zu sehen sind die Teilnehmer (Parteien und Mediatoren) sowie der Trainer und der Übersetzer. Die Trainings werden konsekutiv übersetzt.
Wie es weiter geht
Das nächste Training ist schon in Planung. Es wird dabei um Familienkonflikte gehen. Das Training soll wieder mit Arthur Trossen im Oktober stattfinden. Geplant ist, das Training mit einer Konferenz zu verbinden. Der Verband Integrierte Mediation wurde gebeten, bei der Gestaltung der Konferenz und der Ausarbeitung der Themen und Beiträge mitzuwirken. Wir haben Unterstützung zugesagt und können, mit Saholy als International Coodinator auch die Sprachbarrieren überwinden.
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