Im VAfK (Väteraufbruch für Kinder. e.V., Leit-Slogan: ‚Allen Kindern beide Eltern‘) wird gerade über ein ’neues, solidarisches Familienbild‘ als Jahresthema 2012 debattiert. Denn das einstige Leitbild mit der elterlichen Solidarität aus „Elternliebe zu den Kindern“ (höchstes Idealbild: bis zur elterlichen Aufopferung für Kinder) wurde durch die zurückliegenden Jahrzehnte einer gesellschaftlichen Prägung durch die „Ego-Gesellschaft“, einem selbstbezogenen ‚Konsumismus‘ und zugunsten eines egoistischen Individualismus hierzulande grundlegend ge- und zerstört.
Als ein ‚Ergebnis‘ hinsichtlich der entstandenen Familienstrukturen daraus haben wir in Deutschland u.a. seit 20 Jahren z.B. ca 3,2 Mio Scheidungskinder; aktuell pro Jahr gibt es immer noch ca. 190.000 neue Scheidungen, ca. 160.000 neu betroffene Kinder mit jeweils 2 Eltern und jeweils 4 Großeltern, d.h. sicher über eine Million individuell psychischsomatisch und finanziell teils hochgradig beschädigter Mitbürger(innen).
Übrigens: pro Scheidungsfall damit verbunden gibt es durchschnittlich acht (8) beteiligte und teils gutbezahlte ‚Professionen‘ wie Anwälte, Richter, Gutachter, Sozial- und Jugendamtsmitarbeiter usw. – neu dabei: Mediatoren! Volkswirtschaftlich dargestellt generiert man hier einen Jahresumsatz mit ca. 5,5 Milliarden Euro! Die gestörte, teils zerstörerisch wirkende Lebenserfahrung der Betroffenen wird somit weit in die Gesamtgesellschaft in alle ihre Bereiche perpetuiert (langfristige Gesellschaftsschädigung dadurch ergeben sich aber im Wirtschaftswesen / Gesundheitswesen / Sozialstrukturen mit Armutsrisiko, verminderten Chancen, Renten-Minderungen usw. – da letztlich hierdurch keinerlei Werte geschaffen werden).
Die streitgeschädigten Kinder geben dabei ihre negativen Lebenserfahrungen (Streit, Vertrags- und Vertrauensbruch, egoistisches Ausleben, Armutserlebnisse, verringerte Bildungs- und Berufschancen, individuelle psychosomatische Schädigungen usw.) weiter – wie zahlreiche Studien beweisen, über ihre Biografie und ihrem geprägten Verhalten hin in ihre eigenen Beziehungen bis in die nächstfolgende Generation! Somit sind alle scheidungs- und trennungsbetroffenen Kinder nach unserer Auffassung alle ‚geschädigte Opfer‘ ihrer Streiteltern – wobei diese bislang unsanktioniert ‚Verursacher individueller als auch gesellschaftlicher Schädigung‘ sind. Dieser destruktiven Entwicklung muss die Gesellschaft jetzt Einhalt gebieten! Aufgrund der o.a. geschilderten Lage, der aktuellen Kampagne verschiedener Verbände (auch Unicef, Deutsches Kinderhilfswerk, Dt. Liga für das Kind usw. ) zum Thema „Kinderrechte ins Grundgesetz“ sowie des neuen Mediationsgesetzes beschäftigt sich die neugegründete VAfK-Arbeitsgruppe Mediation u.a. mit diesem Thema:
Wie kann / könnte über die Mediation von Streiteltern ( Partei A und B, dazwischen der Mediator) die betroffenen Kinder 1. als (dritte) „Partei C“ wahr- und angenommen und einbezogen werden, OHNE dass die Kinder – wie jetzt zumeist geschieht – zu Opfern stigmatisiert oder „zu Mittätern“ instrumentalisiert werden?
Der VAfK betreut hier gerade Tausende solcher Fälle! Konkrete Fragen an die Mediation sind deswegen beispielsweise:
- Wie sollen Kinder über Elternstreit und -trenung und -scheidung informiert werden?
- Wer könnte das machen?
- Welche Altersgruppe ist wann für welche Entwicklungsstufe geeignet?
- Ab welchem Alter (Enttwicklungsstufe) kann man Kinder ohne Gefährdung ihrer Entwicklung / Identitätsprägung überhaupt enbeziehen – und was wäre hier möglich?
- Welche „Mediation mit Kindern gibt es?“
- Was macht man bei Elternteilen, die ihre Kinder (als ‚Kampfmittel‘) instrumentalisieren bis hin zum angestrebten ausgeprägten „PAS – Elterlichen Entfremdungs-Syndrom“?
- Was soll ein Elternteil unternehmen, der spürt, dass sein Kind vom andern Elternteil beeinflusst / manipuliert wird?
- Wann soll er wie intervenieren (Jugendämter / Gutachter / Gerichte)?
- Ab wann ist dieses Verhalten von Eltern von strafrechtlicher Relevanz – quasi „psychischer Kindesmissbrauch“ der eigenen Kinder?
- Was könnte der Gesetzgeber bereits jetzt / was könnten die Interessensverbände (NGOs – also auch VAfK) unternehmen, um „elterliche Willkür“ zu stoppen / positiv zu beenden / zu sanktionieren / bestrafen (?) … mit welcher (?) Beteiligung / welchem Angebot von Mediation? Oder sollen Kinder – wie die EU bereits monierte – von Jugendämtern / Kinder- und Jugendlichen-Heimen – den unfähigen Streiteltern entzogen werden? Summa – für alle Fragen:
- Was kann die Mediation (besonders bei so hochstrittigen Fällen) überhaupt leisten?
Gerne möchten wir hierzu mit Ihnen Informationen austauschen! Denn das Thema ist ein drängendesgesellschaftspolitisch und individuell wichtiges Problem, das (so hoffen wir) mit dem neuen Mediationsgesetz einer besseren Problembehandlung zugeführt werden kann.
Mit freundlichem Gruß Klaus Gerosa (Väteraufbruch für Kinder e.V., VAfK) M.d. Bundesvorstands, Ressort Öffentlichkeit. Tel. 089-64257490www.vateraufbruch-fuer-Kinder.de
Hilfreich wird es sicher sein, wenn Eltern, die sich trennen, sich bewusst machen, dass diese schwierige Situation nicht an den eigenen emotionalen und rationalen Fähigkeiten allein liegt, wenn es Reibungspunkte gibt. Vielmehr ist diese Situation eng verwoben mit den gesellschaftlichen und rechtlichen Grundlagen, die dafür Sorge tragen, dass viele Ängste entstehen und auch geschürt werden – bewusst oder unbewusst. Also ist es für betroffene Eltern hilfreich, sich zunächst einmal darüber Klarheit zu verschaffen, um dann mit klarer Bewusstheit über die Fallstricke aus dem Außen frei entscheiden zu können, wie jeder für sich und wie beide gemeinsam mit der Trennungssituation umgehen können und wollen. Dann sind sie im Stande, ihre Trennung sorgfältig zu planen. Dafür ist aber erforderlich, dass sämtliche Befürchtungen klar auf dem Tisch liegen. Versteht man die Mediation rein als eine Verfahrenstechnik für ein klar umrissenes Problemfeld, so sollten diese Schritte zunächst erfolgen im Rahmen einer Konfliktanalyse. Versteht man die Mediation allerdings als einen transformierenden Prozess, so sollte eine Bearbeitung so schnell wie möglich aufgenommen werden. Denn dann ist die Chance am größten, dass man zu einer für alle Beteiligten raschen und damit auch kostengünstigen Lösung kommen kann, am größten. Es ist wie bei der Erstellung eines Hauses : eine frühzeitige und sinnvolle Planung erspart die Kosten für die Beseitigung von Baumängeln.
Eins möchte ich noch sagen: Ich finde es schade, dass durch die Überschrift dieses Artikels unnötig Schärfe in die Diskussion gebracht wird. Diesen Artikel hätte ich gern einem befreundeten Elternpaar weitergeleitet, das sich gerade trennt und bei dem viel Unklarheit in Bezug auf dieses Thema herrscht. Die beiden sind alles andere als willkürlich, sondern einfach nur hilflos und für guten Rat sehr aufgeschlossen. Würde ich ihnen diesen Artikel schicken, wäre schon die Überschrift ein Schlag ins Gesicht. Wahrscheinlich wären sie mir hinterher stinksauer und würden den Artikel selbst gar nicht mehr lesen. Von daher würde ich mich darüber freuen, wenn man zukünftig neutrale Überschriften verwenden würde in der Art „Umgang mit Kindern bei Scheidung“ etc.
Ja, es sind harte Worte. Es ist mitunter aber auch ein hartes Geschäft. Der Väteraufbruch hat überwiegend mit den hoch entwickelten Konflikten zu tun. Dort vor die Scheidung zum Rosenkrieg wird. Das Problem ist aber stets das Gleiche. Die Scheidung bewegt die Emotionen der Eltern und das strahlt sowohl auf die Wahrnehmung wie auf die Reflexionsfähigkeit aus. Ich glaube auch nicht, dass die Eltern bewusst und aktiv gegen die vorgestellten Interessen des Kindes agieren wollen. Zumindest verbal behaupten sie doch genau das Gegenteil, sich nämlich für die Interessen der Kinder einsetzen zu wollen – und zwar gegen die vermeintlich egoistischen Interessen des anderen Elternteils. Hier sind Wahrnehmungsphänomene aufzuarbeiten. Das gelingt in einer Mediation. Aber es setzt voraus, dass die Eltern diese Möglichkeit der Wahrnehmungsverschiebung überhaupt im Ansatz erkennen und nicht nur bei dem Gegenüber, sondern auch bei sich selbst für möglich halten. Da hilft Aufklärung mehr als Polarisierung. Da gebe ich Dir recht. Andererseits bedarf es der Polarisierung, um auf den Informationsbedarf hinzuweisen.
Das sind wichtige Gedanken, die Du da geäußert hast. Ich denke, wir sollten unterscheiden, ob wir uns als Mediatoren unter Fachleuten austauschen, oder ob wir uns an Paare wenden, die sich gerade trennen. Unter uns darf man ruhig einmal polarisieren, um eine Sache pointiert darzulegen. Wenn man aber Paare berät will, die sich trennen, sollte man darauf achten, dass diese sich unterstützt fühlen.
Meiner Meinung nach sollte man sich erst einmal über ein paar grundlegende Fragen klar werden, bevor man sich in diesem Zusammenhang mit Mediation beschäftigt, sonst macht man den zweiten Schritt vor dem ersten.
Wenn Eltern sich trennen:
Ist es besser, die Kinder über den Stand der Auseinandersetzung zu informieren, oder sollte man darüber Stillschweigen bewahren?
Was macht man, wenn man das Gefühl hat, der (Ex-) Partner möchte das Kind auf die eigene Seite ziehen? Muss man da nicht alles tun, dem Kind auch die eigene Sicht der Dinge aufzuzeigen? Oder wäre das für die Kinder eine zu große Belastung?
Gibt es dabei Unterschiede im Alter der Kinder, d.h. kann man Teenagern mehr zumuten als z.B. Kindern unter zehn?
Wie soll man auf Fragen, die die Kinder von sich aus stellen, antworten?
Gibt es zu diesen Fragen schon Antworten aus der Psychologie, wurden dazu bereits Studien gemacht? Gibt es Literatur? Was ist Stand der Wissenschaft?
Erst wenn man darüber Klarheit hat, kann man sich überlegen, wie man in der Mediation mit diesem Thema umgeht.
Auch aus meiner Sicht eines der wichtigsten gesellschaftliche Probleme, das wir derzeit haben. Ich möchte hier zunächst nur auf etwas hinweisen. Die Aussage, dass zu den gut bezahlten “ ‘Professionen’ wie Anwälte, Richter, Gutachter, Sozial- und Jugendamtsmitarbeiter usw. “ jetzt noch neu die Mediation hinzugefügt wird, ist so nicht richtig.
Man muss unterscheiden, nämlich, dass die zitierten Professionen zum streitigen Verfahren, also zum Prozess gehören. Die Mediation aber ein eigenständiges Verfahren außerhalb des Prozesses ist und diesbezüglich hat Arthur schon den entscheidenden Satz gesagt: „Die Mediation – pauschal gesagt – kann so viel leisten, wie die Eltern bereit sind sich darauf einzulassen.“
Die gestellten Fragen können also nicht an die Mediation als solche gerichtet werden, sie können allenfalls in einer Mediation auftauchen. Und dort liegt ihre Beantwortung letztendlich in der Verantwortung der Eltern.
Der entscheidende Unterschied zwischen Prozess und Mediation liegt also darin, dass den Eltern durch Gesetze und deren ausführenden Organe und Hilfsinstitutionen die Entscheidung abgenommen wird. Gerade aber das verleitet dazu, dass Elternteile die Vorschriften(!) instrumentalisieren. Es sind ja gerade die Vorschriften, auf die sich die Streitparteien berufen.
Eine Veränderung der oben sehr gut beschriebenen Missstände durch hinzufügen neuer Vorschriften ist also kontraproduktiv. Nur die Förderung der Eigenverantwortung, was ja das erklärte Ziel der Mediation ist, könnte wirklich etwas bewirken.
Das sind eine Menge guter und schwieriger Fragen. Mein Vorschlag ist, daraus einzelne Beiträge zu gestalten, um auf die Fragen differenziert einzugehen. Die Mediation – pauschal gesagt – kann so viel leisten, wie die Eltern bereit sind sich darauf einzulassen. Darin liegt das eigentliche Problem. Das Problem unter den Eltern ist meist emotional bedingt, wodurch sich die Wahrnehmung verändert (siehe zB fundamentaler Attributionsfehler, interessengesteuerte Wahrnehmung usw). Die Lösung gelingt, wenn die Eltern „zur Vernunft“ kommen und bereit sind, ihre Sichtweise verändern. Wie dies in einem zu ihrem Vorteil gereichenden Verfahren möglich ist, ist gerade das was die Mediation beschreibt und die transformative Mediation leistet. Es kommt letzten Endes darauf an, dass die Eltern (Eheleute) zum Umdenken bereit sind. Der notwendige Impuls muss eine Motivation erwirken. Es ist ein sehr komplexes und gesamtgesellschaftliches Problem, das auf Einzelne projiziert wird. Die Verantwortung – das sollte in jedem fall klar sein oder gemacht werden – haben nicht die Justiz oder die Jugendämter oder wer auch immer. Die Verantwortung bliebt bei den Eltern. Das ist meines Erachtens nach der Kerngedanke. Die Frage ist, wie kann man die Eltern „empowern“ diese Verantwortung auch wahrzunehmen. Besser gesagt, die Verantwortung so wahrzunehmen, dass die Kinder nicht zu Schaden kommen. Mal sehen, wie wir diese spannende Diskussion auf unserer Web Seite abbilden können. Ich hoffe, dass es viele Kommentare gibt. Wir werden gas sicher mehrere Beiträge zu dem Thema posten.