Über die Vereinbarkeit von Widersprüchen

Der 7. internationale Kongress der integrierten Mediation „Vision Mediation“ fand zum Tag der Deutschen Einheit im historischen Justizgebäude im ehemaligen Osten Berlins statt. Das scheinbar Unmögliche wurde wahr. Gelebte Wertschätzung wurde zu einem aktiven Beweis dafür, wie mediatives Denken die Kultur tatsächlich verändern könnte. Der Kongress hat bewiesen: Es gibt (wohl doch) eine (gemeinsame) Vision zur Mediation

Berlin, 3. Oktober 2011. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte man einen Kongress wie diesen für unmöglich gehalten. Wer hätte schon gedacht, dass sich Teilnehmer, aus Russland, den USA, Bulgarien, Estland, Italien, Ost- und Westdeutschland an diesem Standort jemals treffen könnten. Wer hätte gedacht, dass ein Kongress, der sich mit der einvernehmlichen Konfliktbeilegung auseinandersetzt, in dem ehemaligen Justizzentrum der DDR statt finden würde. Wer hätte gedacht, dass ein Kongress mit einer solchen Vielfalt an Themen und unterschiedlichsten Beteiligten in einem derart konstruktiven und harmonischen Klima ablaufen könnte? Die Mediation und die integrierte Mediation sind Studienfächer der ZFH, der Zentralstelle für Fernstudien an Hochschulen, die sich auch mit der Mediation befasst. „Es war eine organisatorische Herausforderung aber das Ergebnis spricht für sich“. So der Vorstandsvorsitzende der integrierten Mediation aus Altenkirchen und der Studienleiter der ZFH, Arthur Trossen. Er hatte den Kongress zusammen mit dem Präsidenten des Landgerichts Berlin, Dr. Bernd Pickel, organisiert. Gerade vor dem Hintergrund des umstrittenen Mediationsgesetzes hat der Kongress gezeigt, dass es möglich ist die anstehenden Fragen auch im friedlichen und konstruktiven Miteinander zu klären.

„Ja, es gibt eine Vision der Mediation.“ So fasst Trossen das Ergebnis der Veranstaltung zusammenfassen. Statt den von vielen Mediatorinnen und Mediatoren als lästig und von manchen als nicht zielführend empfundenen Streit über Ausbildungsstunden und Reglementierungen fortzusetzen, haben sich die Teilnehmer, überwiegend praktizierende und erfahrene Mediatorinnen und Mediatoren, darauf eingelassen, zunächst ein Anforderungsprofil zu erarbeiten. „Diese Vorgehensweise entspricht den von der Mediation beschriebenen Erkenntnisschritten“ erläutern die Moderatoren Brigitte Komescher, eine Mediatorin und ehemalige ZFH Studentin aus Düsseldorf und Arno Baltin, ein Mediator aus Estland. „Erst in einem weiteren Schritt findet dann die Auseinandersetzung über eventuelle Regulierungen statt. Die Teilnehmer erwartete zunächst ein breit aufgestellter Themenkreis, der die Erfahrungen mit der Mediation in unterschiedlichsten Kontexten und neuen Anwendungsfeldern herausgestellt hat. Experten wie Prof. Dr. Greger, Prof. Dr. Neuert. Prof. Marco de Cristefaro, aber auch Repräsentanten anderer Mediatorenverbände berichteten über ihre Erfahrungen mit und um die Mediation. Es ging um Visionen und Ziele, aus denen sich das Profil eines Mediators ableiten sollte. Die Erarbeitung eines solchen Profils bildete den roten Faden der Konferenz. Über ihn wurde die Qualität der Mediation als Streitschlichtungskompetenz in den Fokus der Kongressteilnehmer gerückt. Brigitte Komescher und Arno Baltin ermöglichten einen ungewöhnlich tiefgehenden Austausch im Rahmen eines so genannten „World Coffee“. Dabei handelt es sich um eine Konferenztechnik, welche die Teilnehmer wie in einem Kaffeehaus in zwanglose aber durchaus fundierte Gesprächsrunden entsendet. Tatsächlich war es, trotz unterschiedlichster Meinungen und gegensätzlicher Standpunkte gelungen, einen intensiven Austausch zu ermöglichen und sogar sich sogar auf ein Ergebnis zu verständigen. Die Teilnehmer, alles überwiegend praktizierende und erfahrene Mediatorinnen und Mediatoren waren fasziniert von der Tiefe, der Qualität und der unerwartet hohen Übereinstimmung, obwohl Protagonisten verschiedenster Verbände und Interessengruppen an der Diskussion beteiligt waren und obwohl diese Diskussion sonst eher streitig verläuft. Einer der Teilnehmer bemerkte sogar: „Dieser Kongress war wie Balsam für meine Mediatorenseele. Er hob sich von den zermürbenden Diskussionen um Macht und Positionen rund um das Mediationsgesetz deutlich ab“. „Mit diesem Kongress“ so bestätigt Trossen, „fängt die Arbeit eigentlich erst an. Es ist eine konstruktive und zielführende Arbeit. Wir haben ausreichendes Material um das Profil eines Mediators definieren zu können erhoben und werden dies – nach ihrer Auswertung in die Diskussion um das Gesetz einbringen.“ Der Vorschlag eines Experten, das Mediationsgesetz solle „verabschiedet“ werden, bekam – deutlich wie nie – einen Doppelsinn und meinte, man solle sich von dem Gesetz verabschieden. In ihrer Vision lebt die Mediation aus sich selbst heraus. Hier geht es um einen Friedensdienst und das ist mehr als nur eine Dienstleistung.

Bildergalerie

Es treffen Bilder ein, welche die teilnehmer gemacht haben. Sie werden in die Galerie ergänzend eingebunden. Es lohnt sich also, von Zeiot zu Zeit nochmals vorbeizuschauen. Natürlich werten wir auch die Kongressergebnisse aus. Das braucht allerdings noch etwas Zeit. Bitte verfolgen Sie die Beiträge auf dieser Web Seite, wenn Sie neugierig sind 😉