Folgendes Problem: Bei einer Mediation zwischen der 72-jährigen Mutter und ihrem 50-jährigen Sohn geht es um Fragen der Regulierung ihres Zusammenlebens im gemeinsamen Elternhaus (umgebauter Bauernhof).
Das Haus wurde dem Sohn vor ca 20 Jahren übertragen. Der Mutter wurde ein Wohnrecht eingetragen. Die Mutter interpretiert das Verhalten des Sohnes dahingehend, dass er sie aus dem Haus ekeln will. Das Gegenteil ist der Fall. Der Konflikt besteht im Grunde darin, dass der Sohn mehr Mutter will und die Mutter eigentlich ehr Sohn. Der Sohn sei früher ihr Lieblingskind gewesen. Seit 14 Jahren sprechen beide nicht mehr miteinander und regulieren alles eskalatoiv über Rechtsanwälte. Die Themensammlung hat folgende Themen gelistet:
– Regulierung Kostenfragen
– Familienzusammenführung (Enkelkinder)
– Beziehung Mutter / Sohn
– Umgang mit Hauserweiterungen und Investitionen.
Wie üblich habe ich mit der Beziehungsproblematik begonnen. Wir haben das Thema Mutter / Sohn-Beziehung als erstes angesprochen und in Phase 3 bearbeitet. Zunächst lief allebestens. Beide Medianten wren fast euphorisch über die wiederentdeckte Suche nach Nähe und Beziehung. In der zweiten Sitzung ändert die Mutter plötzlich ihr Verhalten und kommt immer wieder auf die Sachthemen zu sprechen. Sie ignoriert völlig was der Sohnüber eigene Absichten und Beweggründe erzählt. Ich lasse sie ab und zu wiederholen, ws der Sohn gesag hatte. Sie war nicht in der Lage auch nur einen Satz oder Gedanken zu wiederholen. Ständig macht sie sich Notizen über das was der Sohn falsches sagt. Paraphrasieren erweist sich als eine Technik, die icht stark genug ist, beid er Muter einen Erkenntnisprozess auszulösen. Was kann man tun?
Mir kommt es so vor, als würde der Bauernhof für Mutter und Sohn etwas völlig verschiedenes bedeuten. Vielleicht ist der Hof für den Sohn etwas positiv Besetztes, z.B. hat er sich dort als Kind vielleicht schon wohl gefühlt und ist froh darüber, wenn er sich nun hier eine Zukunft aufbauen kann. Für die Mutter könnte er etwas ganz anderes bedeuten. Hat sie dort womöglich schwere Zeiten durchgemacht, negative Erinnerungen, gibt es womöglich Dinge, über die sie nie gesprochen hat, die sie mit sich selbst „abgemacht“ hat? Dann würden die beiden, wenn sie scheinbar vom gleichen Hof sprechen, in Wirklichkeit über völlig verschiedene Dinge reden. Der Mutter käme dann alles, was der Sohn darüber denkt, „falsch“ vor. Vielleicht würde es weiter helfen, beide zu fragen, was der Hof für jeden bedeutet, welche Erinnerungen damit verbunden sind, etc.
Ja, guter Ansatz. Tatsächlich war der Blick auf den Hof ganz unterschiedlich. Das hatte mit dem Verhältnis von Mutter und Sohn zu tun und dme Bild auf Familie. Der Sohn suchte die Mutter, die er in nicht in seiner Mutter sondern in der Großmutter wahrgenommen hatte. Wir haben den Fall inzwischen gelöst. Mutter und Sohn sind sich einig geworden, war aber ein recht schwierige Geburt.
Schön, dass die Sache inzwischen geklärt ist! Ziemlich verschachtelte Angelegenheit – unerschiedliche Sichtweisen auf den Hof und noch diese Geschichte mit der Großmuter, die der Enkel als eigentliche Mutter wahrgenommen hat. Klar, dass er den Hof dann positiv konnotiert, sich die Mutter aber dabei nicht wohl fühlt. Mich würde noch interessieren, welchen Blick die Mutter auf den Hof hatte?
Die Mutter nannte den Hof Ponderosa, nicht wissend, dass Ponderosa Glücksquelle bedeutet. Sie hatte die Vorstellung, der Sohn wolle sie vom Hof vertreiben. Das Gegenteil war der Fall. Wir sehen, wohin uns die Wahrnehmung (Interpretation) treiben kann.
wunderschönes Neues Jahr! Liebe Grüße ….und ich bin wieder dabei!
Was mir zum Fall einfällt: die Bedeutung des Hauses ist mir nicht klar, Mutter ca. 1940 geboren bedeutet mitten im Krieg – gibt es da noch etwas anderes, was am Haus liegt?
Und nicht am Konflikt?
Liebe Grüße
Monika
Der Sohn hatte es (besser gesagt den Bauernhof) übernommen. Aus seiner Sicht, um das Anwesen der Familie zu erhalten. Die Geschwister waren sehr damit einverstanden. Er hatte die Scheune ausgebaut und deshalb aus dem Bauernhof so eine Art Doppelhaus erschaffen. Das Anwesen hat die Mutter als Ponderosa bezeichnet. Sie wusste aber nicht, dass Ponderosa „Quelle des Glücks“ bedeutet. Der Sohn sieht in dem Bauernhof etwas Gemeinsames. Die Mutter sieht darin mehr eine Nachbarschaft. Der Sohn will den Bauernhof für die Familie erhalten, die Mutter will in Ruhe gelassen werden.